• Das Märchen von der Psyche

Das Märchen von der Psyche

Psyche? Wer an die Psyche glaubt, der glaubt auch an den Osterhasen oder den Weihnachtsmann. Nein. Wir haben keine Psyche. Denn warum sollte die Natur das tun? Warum sollte sie uns solch eine Psyche geben? Damit wir alle schön die Möglichkeit haben, irgendwann an ihr zu erkranken? Und warum spricht man nur bei scheinbar kranken Menschen von einer Psyche? Haben gesunde Menschen keine solche? Oder ist eine gesunde Psyche nur gesund, wenn sie schön brav die Füße still hält und keinen Mucks macht?

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Nein. Wir haben keine Psyche. Wir haben nur ein urzeitliches Reptilienhirn und die Tatsache, dass es Ereignisse wahrnimmt, interpretiert und daraufhin entsprechende Reaktionsprogramme erstellt.
Wenn diese Reaktionsprogramme mit unseren gesellschaftlichen Gepflogenheiten nicht kompatibel ist, dann wird jener in die „Bekloppten-Ecke” gestellt.
Um uns Menschen aus dem biologischen Kreislauf herausnehmen zu können (so wie es die Kirche bereits im Mittelalter praktizierte) erfinden wir dann so etwas, wie die Psyche. Das macht uns menschlicher und entfernt uns wunderbar davon, uns das eingestehen zu müssen, was wir in Wirklichkeit sind: biologische Wesen.

Seit Sigmund Freuds Arbeiten, die Psyche betreffend, hat sich die Psyche in der Gesellschaft als solche etabliert. Keiner hat sie je gesehen und eigentlich weiß kaum jemand etwas über sie. Aber es gibt ganze Studiengänge und hochbezahlte Berufe (Psychiater, Psychologen etc.) die nur dazu da sind, Psychen zu behandeln.

Ohne das Wort Psyche gäbe es gar nichts, was man greifen könnte, also hält man eifrig an diesem Erklärungsmodell fest. Kann man machen, muss man aber nicht. Denn wenn man begreift, was wirklich in jedem einzelnen von uns vor sich geht, dann hat ein jeder von uns auch die Möglichkeit, seine Probleme in den Griff zu bekommen.